Sonntag, 16. September 2012

High Sensation Seeking

Heute möchte ich euch etwas über einen anderen Charakterzug erzählen, den die Autorin Elain N. Aron ebenfalls beschrieben hat in ihren Büchern. HSS-Personen suchen den Kick. Sie mögen öfter etwas neues erfahren und starke Gefühlsregungen hervorrufen indem sie zum Beispiel den Streit suchen. Häufig betreiben sie Extremsportarten und sind auch sexuell gesehen experimentierfreudig. Im Gegensatz zu Hochsensiblen Personen (HSP) die etwas, was andere als langweilig, anregend genug empfinden, langweilen sich HSS-Personen schnell.
Das klingt wie die gegenüberliegende Seite auf ein und der selben sprichwörtlichen Achse, aber so ist es nicht. Beide Charakterzüge werden unabhängig voneinander genetisch vererbt (zumindest geht man von einer genetischen Ursache aus) und können gleichzeitig in ein und der selben Person auftreten. Auch hierzu findet man Tests in den von mir empfohlenen Büchern.
Solche Menschen gibt es statistisch gesehen selten, und sie sind von einer Art inneren Zerrissenheit geprägt, da beide  Temperamente das Verhalten und die Vorlieben auf ganz unterschiedliche Weise beeinflussen.
Ich bin eine davon. Ich kann nicht wie andere HSP sagen, ich mag keine Partys, laute Musik, Achterbahnen, Horrorfilme, Streit etc. Weil das nicht immer zutrifft. Ich kann Situationen, die mich überreizen nicht vermeiden und einfach zuhause bleiben, weil ich mich dann zu Tode langweilige.
Hin und wieder brauche ich den Kick und gleich danach liege ich zusammengerollt und wimmernd im Bett und kann nicht schlafen. Das macht das Zusammenleben mit mir kompliziert. Auch für mich selbst. Ich probiere immer wieder neue Dinge aus und schmeiße sie dann wieder hin, sobald meine HSS-Seite nicht mehr befriedigt, meine HSP-Seite dadurch aber überfordert wird.
Bei manchen HSS/HSP gleichen dich die Vorlieben aus, wodurch sie dann wieder auf ein durchschnittliches Level kommen können, zum Beispiel in sexueller Hinsicht. Die HSP in einem will es sanft und immer gleich, der HSS-Teil aufregend und immer wieder neu und dadurch sucht man sich einen Mittelweg.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich nicht so ausgeglichen bin. Bei mir schwankt es tageweise und stundenweise oder ist nach Bereich oder auch Sinn unterschiedlich. Ich bin besonders reizbar auf auditiver und optischer Ebene, habe aber ein sehr schlechtes Körperempfinden, weshalb ich Simulation, die den Körper betrifft, wie Achterbahn fahren, essen, fest gehalten werden etc. als Ausgleich empfinde.
Jeder hat da so sein eigene Rezept damit um zu gehen und muss viel ausprobieren. Ich stehe was das betrifft erst am Anfang, aber das wissen, womit man es zu tun hat ist schon eine große Hilfe.

Mittwoch, 12. September 2012

Mein Leben mit der Hochsensibilität

Es ist nun einige Monate her, dass ich durch meine Freundin herausgefunden habe, dass ich Hochsensibel bin. Die Autorin Elain N. Aron hat den Begriff geprägt und meint damit den Anteil von rund 20% der Menschheit, der eine besonders ausgeprägte Wahrnehmung hat und Reize weniger filtert und daher stärker verarbeitet als der Rest der Menschen. Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass es bei jeder Spezies sensiblere und weniger sensible Individuen gibt und gehen davon aus, dass dies für das Überleben notwendig ist. Elain N. Aron sieht die Hochsensibilität als ein Temperament.

Die Erkenntnis hat mich getroffen wie ein Schlag. Schon immer hatte ich das Gefühl, anders zu sein als andere. Ich hatte mein Leben lang das Gefühl, mich verstellen zu müssen, um akzeptiert zu werden und habe diese Fähigkeit geübt bis ich sie perfekt beherrschte. Ich war schon immer etwas sensibler und feinfühliger als andere, habe zusammenhänge erkannt und verstanden, die ich anderen nicht mal annähernd begreifbar machen konnte und konnte Ungerechtigkeit nicht aushalten.
Selbst heute noch, fügt es mir körperliche Schmerzen zu in einem Film oder auch in der Realität Zeugin von Ungerechtigkeit zu sein. Wenn ich mir Filme ansehe, lebe ich jede einzelne Emotion mit und empfinde sie, als wäre sie meine eigene. Das habe ich alles meistens eher als eine Gabe gesehen.
Aber ich hatte auch schon immer Probleme, die andere nicht hatten. In großen Menschenmengen fühle ich mich schon immer unwohl. Ich betäube meine Nerven in solchen Situationen manchmal mit Alkohol oder Essen.
Ich leide unter großen Stimmungsschwankungen und habe oft Alpträume.
Ich passe mich meinem Umfeld so stark an, dass ich wenn ich einem bestimmten Umfeld zu lange ausgesetzt bin, vergesse, wer ich bin. Ich bin oft gereizt und reagiere Aggressiv und ungeduldig.
Ich war schon immer introvertiert und oft in Gedanken versunken. Ich würde mich als Melancholiker bezeichnen.

All das und noch viel mehr, waren Dinge die ich gewusst, wenn auch nie verstanden habe. Bis ich im Juni durch meine Freundin und www.zartbesaitet.net die Lösung gefunden habe.

Ich möchte in Zukunft diesen Blog gerne Nutzen um meine Erkenntnisse und Erfahrungen zu teilen. Das passt zwar nicht zu meiner Introvertiertheit, aber es hilft mir zur Reflexion und vielleicht anderen zu verstehen, was auch an ihnen anders und doch völlig normal sein könnte.

Hier einige Buchtipps:

Elain N. Aron
-Sind Sie hochsensibel?
-Hochsensibilität in der Liebe
-Das hochsensible Kind

Rolf Sellin
-Wenn die Haut zu dünn ist - Hochsensibilität: vom Manko zum Plus

Georg Parlow
-Zart besaitet: Selbstverständnis, Selbstachtung und Selbsthilfe für hochempfindliche Menschen