Mittwoch, 12. September 2012

Mein Leben mit der Hochsensibilität

Es ist nun einige Monate her, dass ich durch meine Freundin herausgefunden habe, dass ich Hochsensibel bin. Die Autorin Elain N. Aron hat den Begriff geprägt und meint damit den Anteil von rund 20% der Menschheit, der eine besonders ausgeprägte Wahrnehmung hat und Reize weniger filtert und daher stärker verarbeitet als der Rest der Menschen. Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass es bei jeder Spezies sensiblere und weniger sensible Individuen gibt und gehen davon aus, dass dies für das Überleben notwendig ist. Elain N. Aron sieht die Hochsensibilität als ein Temperament.

Die Erkenntnis hat mich getroffen wie ein Schlag. Schon immer hatte ich das Gefühl, anders zu sein als andere. Ich hatte mein Leben lang das Gefühl, mich verstellen zu müssen, um akzeptiert zu werden und habe diese Fähigkeit geübt bis ich sie perfekt beherrschte. Ich war schon immer etwas sensibler und feinfühliger als andere, habe zusammenhänge erkannt und verstanden, die ich anderen nicht mal annähernd begreifbar machen konnte und konnte Ungerechtigkeit nicht aushalten.
Selbst heute noch, fügt es mir körperliche Schmerzen zu in einem Film oder auch in der Realität Zeugin von Ungerechtigkeit zu sein. Wenn ich mir Filme ansehe, lebe ich jede einzelne Emotion mit und empfinde sie, als wäre sie meine eigene. Das habe ich alles meistens eher als eine Gabe gesehen.
Aber ich hatte auch schon immer Probleme, die andere nicht hatten. In großen Menschenmengen fühle ich mich schon immer unwohl. Ich betäube meine Nerven in solchen Situationen manchmal mit Alkohol oder Essen.
Ich leide unter großen Stimmungsschwankungen und habe oft Alpträume.
Ich passe mich meinem Umfeld so stark an, dass ich wenn ich einem bestimmten Umfeld zu lange ausgesetzt bin, vergesse, wer ich bin. Ich bin oft gereizt und reagiere Aggressiv und ungeduldig.
Ich war schon immer introvertiert und oft in Gedanken versunken. Ich würde mich als Melancholiker bezeichnen.

All das und noch viel mehr, waren Dinge die ich gewusst, wenn auch nie verstanden habe. Bis ich im Juni durch meine Freundin und www.zartbesaitet.net die Lösung gefunden habe.

Ich möchte in Zukunft diesen Blog gerne Nutzen um meine Erkenntnisse und Erfahrungen zu teilen. Das passt zwar nicht zu meiner Introvertiertheit, aber es hilft mir zur Reflexion und vielleicht anderen zu verstehen, was auch an ihnen anders und doch völlig normal sein könnte.

Hier einige Buchtipps:

Elain N. Aron
-Sind Sie hochsensibel?
-Hochsensibilität in der Liebe
-Das hochsensible Kind

Rolf Sellin
-Wenn die Haut zu dünn ist - Hochsensibilität: vom Manko zum Plus

Georg Parlow
-Zart besaitet: Selbstverständnis, Selbstachtung und Selbsthilfe für hochempfindliche Menschen

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